Werk im Fokus

Max Beckmann
(1884–1950)

Stilleben mit Paletten, 1944
Öl auf Leinwand, 55,3 x 95,2 cm

 

Das Gemälde Stilleben mit Paletten entstand 1944 in der Amsterdamer Exilzeit Max Beckmanns. Die greifbaren Gegenstände der Wirklichkeit werden in seinen Stilleben häufig mit hoher Bedeutung aufgeladen. Über das rein Sichtbare hinaus verweisen sie auf die großen Themen des Lebens ‒ auf Leidenschaft, Eros, Glück, Glaube, Angst und Tod, oder aber, wie im vorliegenden Bild, auf die Kunst selbst in ihren unterschiedlichen Materialisierungen und Anschauungsformen. Beckmann versinnbildlicht hier konkret die Malerei (Paletten), die Zeichenkunst (bunte Kreiden), die Bildhauerei (Kopf), die Literatur (Bücher) und die Musik (Notenblatt). Die Zusammenkunft von Flasche, Blumen, Kerze, Kreiden und Notenblatt könnte darüber hinaus auch als Vergegenwärtigung der fünf Sinne, also des Geschmacks, des Geruchs, des Gesichtssinns, des Tastsinns und des Gehörs gedeutet werden.

Vor dem Hintergrund der unerträglichen Lebensbedingungen im Kriegsjahr 1944, die Beckmann eindringlich in seinem Tagebuch notiert, scheint in diesem Bild aber insbesondere dasjenige zusammengetragen zu sein, was dem Künstler, wenngleich nicht nur ihm, sinnliche und geistige Orientierung, was ihm Halt in der Welt gab. Unverkennbar ist der hoffnungsvolle Aspekt der hell brennenden Kerze, der blühenden Blumen, der bunten Kreiden im Zentrum des Bildes, doch ebenso deutlich ist die verdüsterte Miene des schwarzen Kopfes. In der Literatur auch als Selbstportrait gedeutet, ist er wohl eher als Bild eines Philosophen oder Tragikers zu interpretieren, eines Repräsentanten der geistigen Welt, der die Existenz des Künstlers in düsterer Zeit kontempliert. Brennende Kerzen und blühende Blumen sind freilich immer auch ein Memento mori, und die Daumenlöcher der vier im Hintergrund des Bildes aufgereihten Paletten erscheinen wie Augenhöhlen in menschlichen Schädeln. Doch sind die Paletten zugleich wie eine Barriere gegen die schwarzgraue Außenwelt in Stellung gebracht, als böten sie den vor ihnen platzierten Gegenständen Schutz. Sie sind unbenutzt und richten Blick und Gedanken auf künftig zu malende Bilder, auf die künftige Bedeutung der Malerei.


Uwe Wieczorek, Kurator der Hilti Art Foundation

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